Begriffe: Genealogie, Stammbaum und Co

Heute wirft man mit Begriffen wie Ahnenforschung und Familienforschung und Stammbaum wild umher. Viele dieser und anderer Begriffe werden in der Alltagssprache synonym verwendet. Doch Kenner des Gebietes unterscheiden. Und das ist auch sinnvoll.

Heute werde ich die Begriffe auseinandernehmen, um mehr Klarheit und Korrektheit in dem Wirrwar der Begriffe zu bringen.

 

 

Genealogie
Fangen wir mit dem Begriff "Genealogie" an. Dieses Wort birgt zwei altgriechische Wörter in sich: "geneá" und "lógos". "geneá" bedeutet soviel wie "Familie". "lógos" hat dagegen viele Bedeutungen, nämlich: "Wort", "Lehre", "Vernunft", "Prinzip", "wissenschaftliche Erforschung" etc. "Genealogie" heißt also "Erforschung der Familie" oder "Familienforschung".

 

Es gibt jedoch noch weitere Begriffe: Familienforschung (im engeren Sinne), Familiengeschichtsforschung, Ahnenforschung, Nachfahrenforschung, Stammforschung. Genealogie ist hier ein Sammelbegriff für alle eben genannten.

Unterteilung des Begriffes "Genealogie" in Ahnenforschung, Nachfahrenforschung, Stammforschung, Familienforschung und Familiengeschichtsforschung

 

Ahnenforschung

Ein Teilbereich der Genealogie ist die Ahnenforschung. Ahnen sind die Vorfahren-Eltern. Während Vorfahren Angehörige einer früheren Generation der Familie sind - z.B. Großeltern, Urgroßeltern, aber auch Urgroßonkel, Obertante, Urgroßonkel 2. Grades etc. -, so sind Ahnen - also Vorfahren-Eltern - nur die eigenen Eltern und deren Eltern und deren Eltern und deren Eltern usw. Das Forschen nach diesen Ahnen wird Ahnenforschung genannt.

 

Ahnentafel

Wenn man seine Ahnen dann darstellen möchte, dann tut man dies in einer Ahnentafel. Sie zeigt nur die Vorfahren-Eltern. Diese Ahnentafel wird in der Alltagssprache auch als Stammbaum bezeichnet. Treffend ist dieser Begriff nicht, da er eigentlich etwas anderes beschreibt. Dazu mehr weiter unten unter der Überschrift "Der eigentliche Stammbaum". Treffender ist hier der Begriff "Ahnentafel". Diese Ahnentafel gibt es in verschiedenen Varianten. Hier ein paar Beispiele.

Variante 1 einer Ahnentafel: eine erweiterte Ahnentafel in der nicht nur meine Ahnen, sondern auch deren weiteren Ehepartner angezeigt werden.
Variante 1 einer Ahnentafel: eine erweiterte Ahnentafel in der nicht nur meine Ahnen, sondern auch deren weiteren Ehepartner angezeigt werden.
Variante 2: eine seitliche Ahnentafel, in der die Ahnen mit Kekulenummern versehen werden.
Variante 2: eine seitliche Ahnentafel, in der die Ahnen mit Kekulenummern versehen werden.
Variante 3: Eine kunstvolle Ahnentafel, in der nur die Ahnen angezeigt werden. Vielen Dank an Stefan Mettenbrink, der diese Vorlage kostenlos auf seiner Homepage zur Verfügung stellt: http://www.familienbande-genealogie.de/druckvorlagen.html.
Variante 3: Eine kunstvolle Ahnentafel, in der nur die Ahnen angezeigt werden. Vielen Dank an Stefan Mettenbrink, der diese Vorlage kostenlos auf seiner Homepage zur Verfügung stellt: http://www.familienbande-genealogie.de/druckvorlagen.html.
Variante 4: Eine weitere Schmuck-Ahnentafel mit Baummotiv im Hintergrund. In der Alltagssprache "fälschlicherweise" auch als Stammbaum bezeichnet. Vielen Dank an Stefan Mettenbrink: http://www.familienbande-genealogie.de/druckvorlage.html.
Variante 4: Eine weitere Schmuck-Ahnentafel mit Baummotiv im Hintergrund. In der Alltagssprache "fälschlicherweise" auch als Stammbaum bezeichnet. Vielen Dank an Stefan Mettenbrink: http://www.familienbande-genealogie.de/druckvorlage.html.

 

Bezeichnung der Ahnen

Eingeweihte kennen auch die "richtigen" Bezeichnungen der Ahnen. Statt beispielsweise Urururgroßmutter oder Urururururgroßvater sagen zu müssen, gibt es einfachere Bezeichnungen: Urururgroßmutter heißt Altgroßmutter und Urururururgroßvater heißt eigentlich Obervater. In der nachfolgenden Tabelle sind alle Bezeichnungen bis in die 24. Ahnengeneration aufgelistet.

Bezeichnung der Ahnen bis in die 24. Ahnengeneration: Proband, Eltern, Großeltern, Urgroßeltern, Alteltern, Altgroßeltern, Alturgroßeltern, Obereltern, Obergroßeltern, Oberurgroßeltern, Stammeltern, Stammgroßeltern, Stammurgroßeltern, Ahneneltern, usw.

 

Nachfahrenforschung

Sobald man sich für die Kinder und Kindeskinder - also die Nachfahren - der Ahnen interessiert und nach ihnen forscht, betreibt man Nachfahrenforschung. Um dies tun zu können, muss zuerst nach den Ahnen geforscht werden.

Nachfahrentafel

Die Nachfahren eines Ahnen können in einer Nachfahrentafel angezeigt werden. Hier ein Beispiel: Die soweit bekannten Nachfahren meiner Alturgroßmutter Maria Dorothea Christine Peplow.

Nachfahrentafel: die von mir bekannten Nachfahren von Maria Dorothea Christine Peplow. Einige der Personen musste ich anonymisieren.
Nachfahrentafel: die von mir bekannten Nachfahren von Maria Dorothea Christine Peplow. Einige der Personen musste ich anonymisieren.

 

Stammforschung

Eine Unterkategorie der Nachfahrenforschung ist die Stammforschung. Hier werden nur die Nachfahren des Stammvaters (Ahnenherr) erforscht und erfasst, die bei der Geburt den gleichen Namen des Stammvaters tragen sowie die Ehegatten dieser Nachkommen, wenn aus deren Ehe weitere Nachkommen mit gleichen Familiennamen des Stammvaters entstanden sind. Traditionell wird der Familienname durch die männliche Linie vererbt.

 

Stammtafel

Die Darstellung der Ergebnisse der Stammforschung können in zwei Varianten bildlich dargestellt werden. Eine davon ist eine Stammtafel.

Stammtafel
Stammtafel

 

Der eigentliche Stammbaum

Die zweite Variante ist der traditionelle Stammbaum, der eigentliche Stammbaum. Aus dem Stamm entspringen Äste und Zweige. Genauso entspringen aus dem Ahnenherrn wie Äste und Zweige seine Nachkommen. Allerdings werden nur die Nachkommen dargestellt, die den gleichen Familiennamen des Ahnenherrn tragen. Deswegen ist der Begriff "Stammbaum" für eine Ahnentafel falsch. Erinnern wir uns zurück. Die Ahnentafel mit Baummotiv zeigt die Ausgangsperson unten am Stamm und dessen Ahnen oben in den Ästen und Zweigen. Natürlich kann ich als Ausgangsperson nicht der Stamm meiner Ahnen sein. Vielmehr sind meine Ahnen mein Stamm und meine Wurzel und ich oben in den Zweigen. Nachfolgend der anonymisierte Stammbaum meiner Paeplow-Familie.

Der eigentliche Stammbaum. Wenn man die Stammtafel umdreht, erhält man einen Stammbaum.
Der eigentliche Stammbaum. Wenn man die Stammtafel umdreht, erhält man einen Stammbaum.

 

Familienforschung (im engeren Sinne)

Im engeren Sinne ist die Familienforschung die Erforschung der Vorfahren. Es werden die Ahnen erforscht und deren Familien, also deren Geschwister, die Ehepare der Geschwister der Ahnen, die Nachfahren aus diesen Ehen und der Ahnen und manche Forscher gehen soweit, dass auch die indirekte Verwandtschaft der Vorfahren ermittelt werden. Indirekte Verwandte sind Schwägerschaften wie Schwager, Schwägerin, Schwippschwager, Schwippschwägerin, Schwiegereltern und deren Familien.

 

Familientafel
Möchte man diese Personen in einer Tafel darstellen, so wird diese "Familientafel" genannt. Hier ein Beispiel.

Meine Familientafel mit 571 Personen. Aufgenommen wurden nur die Ahnen und deren direkten Verwandten (Nachfahren) und ein paar indirekten Verwandten (Schwäger(innen), Schwippschwäger(innen), Schwiegereltern).
Meine Familientafel mit 571 Personen. Aufgenommen wurden nur die Ahnen und deren direkten Verwandten (Nachfahren) und ein paar indirekten Verwandten (Schwäger(innen), Schwippschwäger(innen), Schwiegereltern).

 

Familiengeschichte, Familiengeschichtsforschung

Wird neben dem genealogischen Grundgerüst (Geburt, Ehe, Tod) auch noch weitere Lebensereignisse wie Beruf, Militär, Wohnort, Gutsbesitz, Erbfolgen, Bilder, Vorlieben, etc. erforscht, wird dies "Familiengeschichtsforschung" genannt. Das Resultat ist die Familiengeschichte.

 

Bezeichnung der direkten und indirekten Verwandten in der Seitenlinie

Die Bezeichnung der Verwandten ist von Kultur zu Kultur unterschiedlich und verändert sich im Laufe der Zeit. Allein die deutschen Bezeichnungen haben sich in den letzten Jahrhunderten immer wieder verändert. Auch heute gibt es noch regionale Unterschiede in den volksmundartigen Bezeichnungen der Verwandten. Hier aber zwei Bilder, die erklären, wie die direkten und indirekten Verwandten in Deutschland heute allgemein bezeichnet werden.

Bezeichnung der direkten Verwandten. Danke an den Wikipedia-User "martis. sofias", der diese Grafik erstellt hat. Siehe: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:European_kinship_system_de.svg
Bezeichnung der direkten Verwandten. Danke an den Wikipedia-User "martis. sofias", der diese Grafik erstellt hat. Siehe: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:European_kinship_system_de.svg

Zu sehen sind auch der rechtliche Grad der Verwandtschaft (X°) nach BGB § 1589, Abs. 1, sowie die Zahl des Generationenabstands in der Seitenlinie (X. Grades).

Indirekte Verwandtschaft Tafel Schwägerschaft Ich (Ausgangsperson Ehepartner Schwägerin Schwager Schwippschwägerin Schwippschwager Schwiegereltern
Indirekte Verwandte (Schwägerschaften). Eine eigene Beizeichnung erhalten nur die Eltern des Ehepartners sowie die Geschwister und deren Ehepartner des eigen Ehepartners. Die anderen Verwandten des Ehepartners müssen sich mit Hilfsumschreibungen begnügen.

Zum Schluss

Jetzt wissen Sie, was alles unter dem Begriff Genealogie verstanden wird. Sie wissen jetzt auch, dass Stammbaum nicht gleich Stammbaum ist und werden diesen Begriff jetzt richtig verwenden können. Auch die Verwandten haben jetzt endlich Namen erhalten. Und somit viel Spaß bei der nächsten Familienfeier.

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Kommentare: 1
  • #1

    hansmartin unger (Mittwoch, 22 Januar 2020 16:32)

    vieles ist mir nun klarer. Manche Familien werden auch in Aeste zerlegt
    wann das gemacht wird, ist mir nicht klar.
    beste Grüsse
    h m unger
    hansmartin.unger (At )sunrise.ch